Entdecke jetzt mein neustes Buch!

Der alte Mann

An einem goldenen, sonnigen Spätsommertag saß ich alleine in einem Restaurant – Cafe um die letzten warmen Sommertage zu genießen. Ein alter Mann mit Gehstöcken setzte sich an den Nebentisch, während seine jüngere weibliche Begleitung, welche sich wohl um ihn kümmern musste, kurz etwas zu erledigen hatte und verschwand. Als sie zurückkam und er mit Mühe aufstand, drehte er sich zu mir um und sagte: „Schön, Sie sind noch jung, wenn man alt ist, geht alles nicht mehr so gut.“ Ich nickte und lächelte ihn freundlich an.

Seine Begleitung trieb in ungehalten an, sich zu beeilen. Da fragte ich mich innerlich: "Wie sollte er denn das machen?" Denn er konnte sich nur sehr langsam mit seinen Gehstöcken fortbewegen. Der alte Mann war aber den rauhen Ton wohl gewohnt. Er nahm es mit Humor und nachdem er aufgestanden war erwiderte er: „Jaja, bin nun mal ein alter gebrechlicher Mann“ und lachte dabei. Er blieb kurz neben mir stehen und wünschte mir noch eine schöne Zeit. Ich freute mich sehr über diese Worte und wünschte ihm das Selbe mit dem Nachgedanken: "Wer von uns wird eine schönere Zeit haben?"

Am Morgen hatte ich noch mit einer Freundin über die Zeit philosophiert. Wie schnell diese doch vergangen ist. Die Kinder sind groß, so vieles hatte sich verändert und wie alt wir doch geworden seien.

Doch in den Augen dieses Mannes war ich noch jung…… und so genoss ich weiterhin den Rest der nächsten halben Stunde im Sonnenlicht und bei gutem Essen. Es macht einen Unterschied, aus wessen Augen Situationen betrachtet werden.

Noch immer wirkte die ungeduldige Begleitung dieses Mannes bei mir nach, denn sie hatte es nicht verstanden, welches Glück sie hatte, nicht gehbehindert zu sein.

Ich glaube, der alte Mann genoß trotzdem sein Leben in diesem Moment, er strahlte eine innere Zufriedenheit und Ruhe aus.

Der Gegensatz zu seiner Begleitung war so offensichtlich, dass ich mir für die Frau wünschte, sie würde ihr Leben aus den Augen des alten Mannes betrachten können.

Veröffentlicht am: 
4/10/2018
Autor:
Antje Wäschle