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Leon und die Farbkleckse

Hast du schon mal die Farbkleckse gesehen? Die Farbkleckse sind klein und lachen immer. Es gibt sie in verschiedenen Farben und meist toben sie kunterbunt durch die Welt von einem Spielplatz zum nächsten. Und es gibt eine ganze Menge Spielplatzanlagen! Kennst du alle in deiner Umgebung?

An einem sonnigen Nachmittag spielte der kleine Leon allein auf seinem Lieblingsspielplatz. Dort gab es eine große Rutsche, einen Sandkasten, zwei Schaukeln und ein Riesenklettergerüst. Und viele Versteckmöglichkeiten: Büsche, Höhlen und ein Spielhäuschen. Leon saß auf der Schaukel und hatte gerade eine beträchtliche Höhe erreicht, als wie aus dem Nichts einige Farbkleckse auftauchten. Sie hüpften im Sandkasten umher, sausten jauchzend die Rutsche herunter und belagerten das Klettergerüst. Leon blieb vor Staunen einfach auf seiner Schaukel sitzen und wurde dabei immer langsamer. Plötzlich hüpfte ihm ein gelber Farbklecks auf den Schoß. Vor Schreck wäre Leon fast von der Schaukel gefallen. „Hey“, rief der gelbe Kerl und blickte Leon schmunzelnd an. „Ha…hallo“, stotterte Leon. „Wer bist du denn?“ – „Ich bin der gelbe Klecksi“, antwortete der kleine Kerl fröhlich, als auch noch ein roter Klecks dahergepurzelt kam. Direkt vor Leons Füße. Leon hüpfte von der Schaukel. Das war ihm nun doch etwas zu viel Gekleckse.

„Wir haben den grünen Klecks verloren!“, rief plötzlich der rote Klecks verzweifelt. „Wir müssen ihn suchen.“ – „Ach je!“ Der Gelbe seufzte. „Ob wir den je finden werden?“ – „Soll ich euch helfen?“, fragte Leon. Die beiden Kleckse starrten ihn entsetzt an. „Nein!“, antworteten sie wie aus einem Munde. „Warum denn nicht?“ Leon war überrascht. „Der grüne Klecks hat Angst vor Kindern“, sagte der rote Klecks. „Angst vor Kindern?“ Nun verstand Loen gar nichts mehr. „Er wurde einmal von einem Kind wild durch die Luft geworfen“, erklärte der gelbe Klecks. „Dabei landete er zwar im weichen Sand, aber er hat so einen Schrecken bekommen, dass er seitdem eine Riesenangst vor Kindern hat.“ – „Und warum kommt er dann mit auf einen Spielplatz?“ –  „Wir Farbkleckse trennen uns eigentlich nie“, erwiderte der gelbe Klecks. „Das würde uns das Herz brechen. Deshalb sind wir auch entsetzt, dass so etwas passieren konnte.“ Und schon schwirrten die beiden ab, um ihren grünen Freund zu suchen. Leon beobachtete die Farbkleckse bei ihrer Suche. Er überlegte, wo sich der grüne Klecks wohl versteckt haben könnte. Vorsichtig ging er um den Spielplatz herum. Vielleicht hatte sich der kleine Kerl ja nur verlaufen?

Da entdeckte er ein Stück entfernt auf einem Hof ein paar Kinder. Sie bemalten die Hofwände mit Fingerfarben. Leon schaute ihnen ein Weilchen zu. Sein Blick schweifte über die bunten Wände und blieb dann an einem Fenster hängen. Da war doch was? Langsam ging er näher. Und da sah er ihn. Der grüne Klecks saß in einem Blumenkasten und beobachtete fasziniert die malenden Kinder.

Leon sprach ihn vorsichtig an. „Hey, grüner Klecks, da bist du ja.“ Der Klecks schien jedoch überhaupt nicht begeistert. Entsetzt sah er Leon an. Der sprach jedoch einfach weiter. „Hast du Lust, da mitzumalen?“ Der grüne Klecks wirkte jetzt richtig verängstigt. „Ich tu dir nichts“, versuchte ihn Leon zu beruhigen. „Wir wollen alle nur malen. Schau mal, die vielen kleinen Hände an der Wand. Da könnten wir doch einfach mitmachen.“ Zaghaft begann der grüne Klecks zu sprechen. „Wirklich? Ich würde ja schon gerne. Aber die vielen Kinder …“ – „Ich verspreche dir, die tun dir nichts“, versicherte Leon. Im Gegenteil: Die Kinder waren begeistert von dem kleinen grünen Farbklecks. Nun fasste der grüne Klecks langsam Vertrauen und hüpfte vom Fenstersims. In diesem Moment kamen die anderen Farbkleckse um die Ecke und entdeckten das muntere Treiben. „Ich glaub es nicht! Der Grüne mitten unter Kindern?“ Der rote Klecks konnte es nicht fassen, doch schnell waren auch die anderen Kleckse begeistert davon, was hier gemalt wurde. Der Spielplatz war vergessen. An diesem Nachmittag gab es ein großes Durcheinander und viel fröhliches Lachen, und Kinderhände und Farbkleckse bemalten gemeinsam die Wände mit bunten Bildern.

Als es Zeit war zu gehen, verabschiedeten sich die Farbkleckse von Leon und den anderen Kindern. „Vielleicht sehen wir uns ja bald mal wieder. Aber nun wollen wir erst die anderen Spielplätze erkunden.“ Und so plötzlich, wie sie gekommen waren, waren sie auch wieder verschwunden. Vielleicht tauchen sie ja auch mal auf deinem Spielplatz auf. Halte gut die Augen offen, wenn du mal wieder dort bist.

Veröffentlicht am: 
26/10/2018
Autor:
Antje Wäschle